Wolfgang Koeppen erfasste die „Trilogie des Scheiterns“, wobei das Werk „Tauben im Gras“ der erste Roman daraus ist. Das Buch erschien im Jahr 1951 und fasst 105 Sequenzen in Form von Erzählungen zusammen, bei denen es zunächst den Anschein hat, als ob sie nichts miteinander zu tun hätten. Diese sind in Episoden aufgeteilt und spielen sich in einer großen Stadt im Bundesland Bayern während der Nachkriegszeit ab. Nach und nach erfährt der Leser, wie die unterschiedlichen Segmente der Erzählung und die Handelsstränge miteinander verbunden sind. Eines der auffallendsten Merkmale dieses Werks ist vor allem, dass kein Protagonist existiert, der die Geschichte dominiert. Ganz im Gegenteil, denn es erscheinen mehr als zwei Dutzend Personen der unterschiedlichsten Schichten, Geschlechter und Altersgruppen, von denen erzählt wird. Selbst davon sind nur die wenigsten tiefer entwickelt und lassen einen konkreten Charakter durchblicken.
Eine überdurchschnittlich wichtige Rolle spielt beispielsweise ein Schriftsteller namens Philipp, dem es selbst nicht möglich ist, sich auszudrücken und deshalb ist er äußerst frustriert. Er isoliert sich selbst und stellt sich als wahrer Außenseiter dar. Freunde sind für Philipp ein Fremdwort und es fällt ihm sehr schwer, zu handeln, weil er lieber seiner Grübelei nachhängt. Seine Ehefrau heißt Emilia und vor dem Krieg war sie wohlhabend und durch ihr Erbe reich. Nun besitzt sie allerdings nur noch Häuser, die niemanden mehr interessieren und die mehr Aufwand und Kosten als Einkommen verursachen. Ihre Antiquitäten verkauft sie nach und nach, weil sie durch den Krieg ohnehin den Großteil ihres Vermögens verloren hat. Hat sie wieder einmal zu tief ins Glas geschaut, wird Emilia unkontrollierbar. Weitere erwähnenswerte Charaktere sind der Amerikaner Odysseus Cotton und der Dichter mit philosophischer Veranlagung Mr. Edwin.
Während des gesamten Werkes fungieren alle Charaktere eher wie Schauspieler, denen ihre Rolle jeweils zugeteilt ist, die allerdings keinem Drehbuch folgen. Sämtliche Geschehnisse der Stadt sind nicht so wichtig, wie die Gedanken der unterschiedlichen Figuren und wie sich diese verhalten.